Mag. Barbara Jakel
PPP – Prä- und Perinatal orientierte Psychotherapie *

PPP-Curriculum – Fort- und Weiterbildung

ZIELE (GRUNDLAGEN)

  • Ver­anker­ung der Ergeb­nisse der pränatalen Psy­cho­logie und Psy­cho­therapie in der PPP-Methode
  • Aus­ein­ander­setzung mit den wissen­schaft­lichen Grund­lagen der Gehirn­forschung und der Neuro­biologie, sowie der Psycho­trauma­tologie, um zu einem ver­tieften Ver­ständnis des Gegen­stands und der Methode zu gelangen.

Teil­nehmer verfügen über Basis­kenntnisse, welche den Gegen­stand sowie zentrale Begriffe und Konzepte der PPP betreffen, sind mit wissen­schaft­lichen Ansätzen der pränatalen Psycho­logie vertraut und wissen um die Relevanz von vor­geburt­lichen und geburt­lichen Kon­flikten für den psycho­thera­peutischen Prozess. Ihnen sind grundsätzlich jene intro­spektiven Methoden bekannt, die im Rahmen der PPP den Zugang zum frühem Erleben ermöglichen. Die metho­dologische Ver­tiefung findet im zweiten Teil der Weiter­bildung statt. Empfohlen ist psycho­thera­peutische Einzel­selbsterfahrung.

TEILNAHMEVORAUSSETZUNGEN

Das PPP-Curriculum wendet sich an ausgebildete Psychotherapeuten.

UMFANG/AUFBAU

Das Curriculum umfasst 6 Module:

Modul 1: Einführung
Modul 2: Bindungstheoretische und psychoanalytische Aspekte
Modul 3: Körpertherapeutische Aspekte
Modul 4: Visualisierung und kunsttherapeutische Verarbeitung
Modul 5: Prozessorientierte Traumaarbeit
Modul 6: Praxis: Einzel- und Gruppenarbeit

Modul 1: Einführung[+]

Prä- und Perinatal orientierte Psychotherapie – eine integrative, bindungstheoretische Methode

Ziele:
Konzeptive Grundlagen und Schwerpunkte des Curriculums vorstellen, Nutzungsaspekte für die eigene Methode

Inhalte:

  • Zentrale Begriffe und Konzepte der pränatalen Psychologie und Psychotherapie
  • Literaturbeiträge, wissenschaftliche Basis (Gehirnforschung, Neurobiologie)
  • Besonderheit des methodischen Vorgehens: Erstgespräch und Indikation
  • Theoriebeiträge: Was ist PPP? Arbeitsmodell von PPP

Teilnehmer sind mit ausgewählten Schlüsselbegriffen und Kernkonzepten (z.B. pränatales Unbewusstes, primäre Abwehr, Urwiderstand) vertraut, verfügen in Verbindung damit über ein vertieftes Verständnis des Gegenstands der pränatalpsychologischer Theorie und deren Relevanz für den psychotherapeutischen Prozess.

Modul 2: Bindungstheoretische und psychoanalytische Aspekte[+]

Inhalte:

  • Bindungstheorie, Theoriemodelle von PPP
  • Störungsbilder, diagnostische Aspekte, Klassifikation
  • Interview zur prä- und perinatalen Vorgeschichte
  • Spezifik von Übertragung und Gegenübertragung (primäre Bindungsprozesse)
  • Spezifik der therapeutischen Haltung
  • Technik: Sprach- und Wortassoziationen
  • Formen der primären Abwehr: Urwiderstand (Rank, Graber)
  • Reinszenierung in der therapeutischen Beziehung
  • Psychodynamik von Einzelsetting und Gruppe

Modul 3: Körpertherapeutische Aspekte[+]

Inhalte:

  • Körpertherapeutische Regressions- und Entspannungstechniken, Körpersprache und Körperempfindungen
  • Energetische Bindung, somatische Übertragung und Gegenübertragung
  • Körperbezogene Interventionen (Paar- und Gruppenarbeit)

 Modul 4: Visualisierung und kunsttherapeutische Verarbeitung[+]

Inhalte:

  • Prä- und perinatale Symbolik, innere und äußere Bilder: Imaginationen und Bildassoziationen
  • Ausdrucksmalen und intuitives Schreiben
  • Kunsttherapeutische Analyse
  • Fallbeispiele mit Bildern

Modul 5: Introspektive Zugänge – prozessorientierte Traumarbeit[+]

Inhalte:

  • Frühe Strukturpathologie
  • Traumaspezifische Regressionszustände und -widerstände
  • Prozessorientierte Traumarekonstruktion – vorgeburtliches und Geburtstrauma

Modul 6: Praxis: Einzel- und Gruppenarbeit[+]

Inhalte:

  • Arbeitsmodell, Integration von Techniken, Schritte im Prozess, Deutung von assozierten und dokumentierten Daten, Demonstration von Einzel- und Gruppenarbeit

Beschreibung der Methode: integrativ-analytisch, bindungstheoretisch

THEORIE

Arbeitsmodell: das Bipolare Selbst (Jakel 2000)

Es zeigt die pränatale Bindung in ihrer Beschaffenheit und Auswirkung auf spezifische Formen der Bezogenheit im progressiven und defensiven Aspekt (Essenzielle und Interpersonelle Bindung). Es stellt das frühe Bindungstrauma als Kontinuitätsbruch dar, welcher zu Spaltungen führt. Diese werden in der PPP-Methode durch Symbolisierungsprozesse auf verschiedenen Ebenen des Ausdrucks verarbeitet.

Annahme

Die Klienten befinden sich bereits im regredierten Zustand, daher kein Focus auf Regression, sondern auf die Bindungsarbeit. Der geschlossene, primärnarzistische Zustand dient als Abwehr traumatischer Bindungserfahrungen. Es geht um die Bewältigung vom Trauma des Existenzwechsels, welches Selbstverkörperungsprozesse verhindert. Dafür erscheint das analytische Setting am besten geeignet zu sein.

These

Nicht das regressiv-kathartische Erleben heilt, sondern die Symbolisierungsprozesse frühester Bindungstraumata, die im Übertragungs- und Gegenübertragungsraum stattfinden. Aktivierung des prä- und perinatalen Erlebens durch Reinszenierung in der therapeutischen Beziehung.

PRAXIS

Introspektive Zugänge

analytisch (Setting, Deutung), körpertherapeutisch (Körper als Sitz der Gefühle und Ort der Sprache), kunsttherapeutisch (Ausdrucksmalen, intuitives Schreiben), kathatymes Bilderleben (Visualisierung)

Einzeltherapie: analytisch/bindungstheoretisch orientiert mit integrativem Ansatz

Zugang zum frühen Erleben: modifizierte analytische Langzeittherapie (analytisches Setting 2–4/Woche im Liegen bzw. Sitzen) mit Focus auf die Arbeit an/mit Urwiderstand. Die Therapie gilt als symbolische Mutterleibsgression (Rank, Graber). Das Setting sichert die Bindungskontinuität, der therapeutische Raum fungiert als Vorbereitung zur Trennung (psychische Geburt). Die Signifikanz der bindungsaufbauenden Arbeit. Den introspektiven Zugang bilden freie Sprach- und Bildassoziationen und Körperempfindungen.

Gruppenarbeit: (Gruppentherapie, Seminare)
Introspektive Zugänge: integrativer Ansatz

  • Zugang zum Unbewussten: Konzentrationstechniken – geführte, themenzentrierte Meditation
  • Selbstwahrnehmung: Körperempfindungen und innere Bilder (Visualisierung)
  • Ausdruck: Malen und/oder intuitives Schreiben
  • Analyse des Erlebten und Ausgedrückten (Körpersprache, Gedanken- und Wortassoziationen)
  • Synthese (Deutung) im Kontext der prä-und/oder perinatalen Lebensgeschichte; Vergleich zwischen dokumentierten und assoziativ aufgetauchten Daten